Jenseits des Vertrauten: Unbekannte Welten entdecken
Was passiert, wenn man alles Vertraute hinter sich lässt, um sich ins Ungewisse zu begeben?
Für mich hat Fotograf zu werden genau das bedeutet. Es hat mein Leben und meine Denkweise auf mehr Arten verändert, als ich es zählen kann. In diesem Blogbeitrag reflektiere ich darüber, wie der Wechsel von der Unternehmensleitung zur Fotografie meine Weltanschauung neu geformt hat.

Wir alle sehen unser eigenes Leben als die Normalität, das Vorgegebene, den Standard und den Maßstab aller Dinge an. Durch Optimierungen und Anpassungen versuchen wir, das Beste aus dem Rahmen zu machen, den wir als LEBEN definieren und gleichzeitig sicherzustellen, dass diese Veränderungen nicht über die vertrauten Grenzen unseres mentalen Komforts hinausgehen. Vielleicht kaufen wir eine neue Küche, finden einen besseren Job oder ziehen sogar in ein anderes Land. Doch im Großen und Ganzen bleiben unser Kernfundament und unsere Definition von Normalität unverändert.

Und doch kann uns die Normalität anderer Menschen fremd vorkommen, so weit entfernt, dass wir uns ein solches Leben kaum vorstellen können. Manchmal wählen wir dieses Leben kurzzeitig als Urlaubsziel oder exotischen Zufluchtsort, aber wir denken nur selten darüber nach, dass ihre Lebensweise für sie genauso normal ist wie unsere für uns.

Das traf auch auf mich zu.
Ich habe mich immer als Mann von Welt gefühlt und geglaubt, es gäbe keinen Ort, an dem ich nicht sein oder leben könnte. Und in der Tat zog ich mein ganzes Leben lang von einem Land ins andere und betrachtete jeden Ort als ein neues Abenteuer. Ich hatte das Gefühl, mich ständig zu verändern und merkte gar nicht, dass ich nur die Kulissen wechselte. In meinem Kern blieb ich eine Führungskraft, ein Erfolgsmensch und ein Städter und diese Identität begleitete mich, wohin ich auch ging und was ich auch tat.

Und dann ließ ich alles hinter mir, um Naturfotograf zu werden.
Zunächst war ich von der Unberechenbarkeit meines neuen Lebens und der Bedeutungslosigkeit der Zeit überwältigt. Jetzt diktieren Wetter und Licht meinen Zeitplan. Der Erfolg wurde uneinschätzbar und weitgehend undefiniert. Ich kann stundenlang dasitzen und darauf warten, dass ein Vogel auftaucht oder sich ein Insekt bewegt und oft komme ich mit nichts Vorzeigbarem zurück.
Und doch darf ich nun, mit oder ohne Fotos, immer wieder unbekannte Welten entdecken und neue Orte und Menschen kennenlernen, denen ich vorher nie begegnen konnte. Wo und wann hätte ich früher zum Beispiel jemanden treffen können, dessen Traum es war, Briefträger oder Koch in einem Döner-Laden zu werden? Meine Denkweise und damit meine Weltanschauung mussten sich ändern, verschieben und anpassen.

Dieser Blogbeitrag präsentiert die ersten Bilder einer Reihe von Beiträgen, die den Wandel meiner Perspektive zeigen. Er richtet sich an meine Mitbewohner in der Großstadt und bietet einen Einblick in eine ganz andere Lebensweise, eine Lebensweise, die für diejenigen, die sie leben, die Regel ist. Und für sie mag unser Leben wie ein Alptraum erscheinen.
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